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Nationalparkgemeinde - ganz oder gar nicht?

Nationalparks dienen dem Schutz der Natur, der Forschung, der Bildung und dem Erlebnis. Sie dienen damit auch dem Tourismus und es ist ein legitimes Ziel, mit dem Nationalpark touristische Wertschöpfung zu erzielen. Das gilt auch für den Nationalpark Hohe Tauern, wobei Nationalparkverwaltungen und Tourismusorganisationen der beteiligten Länder eindrucksvoll demonstrieren, dass ein Nationalpark für sich noch kein touristischer Selbstläufer ist, sondern mit professioneller Produkt- und Angebotsentwicklung und Vermarktung hinterlegt werden muss.

Touristische Aktivitäten

Beispiele dafür sind die Nationalparkführungen in Osttirol, das Nationalparkzentrum in Mittersill, die Kärntner Nationalpark-Partnerbetriebe oder die Länder übergreifende Vermarktung. Parallel zu den touristischen Erfolgen steigt die Akzeptanz gegenüber dem Nationalpark, der angesichts der zunehmenden Bedeutung von Natur und gesunder Umwelt auch zum wichtigen Imageträger wird.

Bemühen um Wintersporteinrichtungen

Das alles ändert aber nichts daran, dass der Nationalpark kein Ganzjahresprogramm bietet, da im Winter weite Teile in eine dicke Schneedecke gehüllt und nicht zugänglich sind. Zahlreiche Gemeinden, die dem Nationalpark Hohe Tauern angehören sind daher bestrebt, bestehende Wintersporteinrichtungen abzusichern bzw. neue zu schaffen. Die Skiverbindung Kals – Matrei, die Anbindung von Oberpinzgauer Gemeinden an die Skigebiete im Zillertal und in den Kitzbüheler Alpen oder Ausbaupläne auf Kärntner Seite sind Beispiele dafür. Dazu kommt, dass Bergbahnen Frequenz benötigen, was bedeutet, dass neue Betten entstehen müssen. Ideen, Pläne und Realisierungen betreffen Dimensionen von mehreren hundert bis zu tausend Betten in einzelnen Nationalparkgemeinden. Sie werden in der Regel von externen Investoren errichtet, was für die jeweiligen Orte und ihre Bewohner eine besondere Herausforderung darstellt.

Miteinander von Natur und Technik

Wie dem auch sei: Fakt ist, dass ein alpiner Nationalpark allein kein Abend füllendes Programm liefert, sondern dass im Hinblick auf die heute überall geforderte ganzjährige touristische Entwicklung ein Winterstandbein dazugehört, und das ist nach wie vor der alpine Schilauf. Und der wird in Nationalparkgemeinden eigentlich überall dort angestrebt, wo er sich außerhalb der Nationalparkgrenzen vom Gelände her anbietet. Es wäre vermessen von einer Nationalparkgemeinde, die das Potenzial für einen Winterskibetrieb besitzt, zu erwarten, dass sie auf dessen Nutzung verzichtet. Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet somit nicht „entweder – oder“ sondern „sowohl – als auch“.

Behutsames Vorgehen gefordert

Allerdings sind diejenigen, die in der unmittelbaren Nachbarschaft des Nationalparks Wintersporteinrichtungen bauen und Anlagen mit hunderten von Betten errichten gefordert, bei ihren Investitionen besonders behutsam vorzugehen und für sich selbst strenge Maßstäbe anzulegen, die sich an den Werten des Nationalparks orientieren. Das betrifft die Architektur, die Baumaterialen, die Energiesysteme, die Mitarbeitenden, die Nahrungsmittel und vieles mehr, in besonderem Maße aber auch das Zusammenspiel mit den bestehenden sozialen Systemen. Dort, wo innerhalb einer Nationalparkgemeinde solche Großprojekte entstehen, ist darauf zu achten, dass das Dorf und seine Bewohner lernen damit so umzugehen, dass sie sowohl aus dem Nationalpark als auch aus dem Winterbetrieb eine angemessene Wertschöpfung und einen nachhaltigen Nutzen erzielen.

16. August 2010


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