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2500 Meter - drüber oder drunter?

Mit Beginn des Winters 2013/14 sind im Westen des Bundesgebietes zwei Bergbahnen in Betrieb gegangen, die seit Jahrzehnten geplant aber lange umstritten waren: Die Verbindung der Skigebiete Lech-Zürs und Schröcken-Warth über das Auenfeld und die Vesilbahn auf den Piz Val Gronda im grenzüberschreitenden Skigebiet Ischgl-Samnaun.

Erbitterte Auseinandersetzungen

In der Frage der skitechnischen Erschließung des Piz Val Gronda waren die Fronten zwischen den Bergbahnen und den Vertretern des Naturschutzes bis zuletzt extrem verhärtet und der Streit wurde bis nach Brüssel getragen. Die Auseinandersetzungen um den Piz Val Gronda und andere Bergbahnprojekte haben die Tiroler Landesumweltanwaltschaft veranlasst, in ihren aktuellen Tätigkeitsbericht einen Schwerpunkt Wintersport einzubringen und auf die verschiedensten Aspekte der Wintersportinfrastruktur einzugehen.

Stopp bei 2.500 m?

Bei der Medienpräsentation des Berichts hat der Tiroler Landesumweltanwalt die Forderung erhoben, in Höhen über 2.500 m keine neuen Skierschließungen mehr zuzulassen. Begründet hat er sein Ansinnen u.a. mit den in diesen Höhenlagen äußerst sensiblen Ökosystemen, die nach einer Beeinträchtigung Jahrzehnte und Jahrhunderte benötigen, um sich wieder zu regenerieren. Da stellt sich nun die Frage, inwieweit eine solche Forderung realistisch ist angesichts der unleugbaren klimatischen Veränderungen sowie angesichts der Tatsache, dass die großen Skigebiete, die häufig in höhere Lagen hinaufreichen, das ökonomische Rückgrat zahlreicher alpiner Talschaften bilden und wirtschaftlich bis in die städtischen Agglomerationen der Haupttäler hinaus ausstrahlen. Zudem weisen Klimaexperten darauf hin, dass alpiner Skilauf auf lange Sicht nur in höheren Lagen mit ausreichender Saisonlänge betrieben werden kann und dass damit zu rechnen ist, dass auch die technische Beschneiung in Zukunft nur in höheren Lagen mit einigermaßen vertretbarem Aufwand eingesetzt werden kann.

Kritische Reflexion tut auch dem Tourismus gut

Es ist daher wohl erforderlich, einen Weg einzuschlagen, der Skigebietsentwicklungen über der 2.500 m Grenze zulässt, die jeweiligen Projekte aber kritisch reflektiert und ihren Nutzen sorgfältig gegenüber den zu erwartenden negativen Effekten abwägt – und die müssen nicht nur in der Ökologie angesiedelt sein. Auch ist allen Ernstes die Frage zu stellen, ob alles, was Touristiker und Seilbahner in ihren Köpfen an Erschließungswünschen mit sich herumtragen, auch Sinn macht, oder ob sie sich nicht da und dort falschen Hoffnungen hingeben. Das alles gilt natürlich auch für Projekte, die unterhalb von 2.500 m angesiedelt sind.

Eine kritisch-reflektierende Sicht ist jedenfalls angesagt. Denn ein aufmerksamer Blick auf das Gesamtsystem alpine Tourismus lässt erwarten, dass weder bei der Zahl der Skiläufer noch bei der Zahl der Betten – von alpinen Hot Spots vielleicht abgesehen – mit einem stetigen weiteren Wachstum gerechnet werden darf. Schlussendlich sollten die Investitionen in Bergbahnen und Skipisten ja auch wieder verdient werden. Im Sinne der Zukunftssicherung des alpinen Tourismus gilt es daher, die Balance zwischen Investition und Konsolidierung zu wahren.


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