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Zum Verbleib der Tourismusforschung in Österreich

Touristische Dissertationen mit psychologischen, anthropologischen und umweltwissenschaftlichen Themenschwerpunkten lassen vermuten, dass viele dieser Arbeiten aus Instituten stammen, in deren Lehrstuhl- oder Institutsbezeichnung der Name Tourismus nicht vorkommt. Das dürfte auch in Europa und in Österreich so sein, denn Sozialwissenschaft, Ethnologie, Raumwissenschaft etc. befassen sich ebenfalls und mit hoher Kompetenz mit Fragen des Tourismus. Sicherlich wurden in den vergangenen Jahren an Österreichs Universitäten Einsparungen bei Tourismusinstituten - und damit logischerweise auch in der Tourismusforschung - vorgenommen. Es stellt sich jedoch die Frage, warum diese Entwicklung so gelaufen ist.

Blick über die Grenzen

Auf internationaler Ebene ist zu beobachten, dass im Zuge der Universitätsreformen viele Institute zusammenlegt wurden bzw. ihre fachlichen Kompetenzen erweitert haben, u.a. durch eine gezielte Berufungspolitik. Ein sehr gutes und geradezu klassisches Beispiel dafür ist die Universität St. Gallen, wo sich die entsprechende Einrichtung im Laufe der Jahre vom „Institut für Tourismus und Verkehrswirtschaft“ hin zum „Institut für Systemisches Management und Public Governance“ entwickelt hat. Obwohl der Begriff Tourismus in der Institutsbezeichnung nicht mehr vorkommt, wird dort - neben anderen wichtigen Bereichen - weiterhin qualitativ hochwertige wissenschaftliche Arbeit zum Tourismus geleistet und eine exzellente, praxisorientierte Tourismusforschung betrieben.

Kritische Reflexion an den Universitäten wäre angebracht

Die Entwicklung an Österreichs Universitäten habe ich lange Zeit beobachtet und ich war selbst über eine Reihe von Jahren Teil dieses Systems. Ohne auf Details einzugehen möchte ich daher die Frage stellen, ob der Verlust an touristischer Lehr- und Forschungskapazität nicht auch Ursachen hat, die innerhalb der Institute und Universitäten anzusiedeln sind und somit zu einem guten Teil selbst verschuldet sind. Und diese Frage stellt sich nicht nur für ein Institut und nicht nur für eine Universität, sondern sie kann an mehrere Adressaten gerichtet werden.

Fachhochschulen ersetzen nicht die univesitäre Forschung

Dass in Österreich - wie auch andernorts - die Fachhochschulen in die Bresche gesprungen sind, hat nicht zuletzt mit ihrer Praxisorientierung und der Kompetenz der dort Lehrenden zu tun, von denen übrigens nicht wenige ihre beruflichen Wurzeln in Universitäten haben. Und wenn in Österreich keine "international wahrnehmbare" Tourismusforschung stattfindet, dann hat das u.a. mit zwei Dingen zu tun: Zum Ersten haben die Fachhochschulen, die mit ihrem Angebot an Tourismusstudiengängen heute eindeutig im Vordergrund stehen, einen anderen Auftrag als die Universitäten, und zum Zweiten hat universitäre Forschung einen anderen Anspruch zu erfüllen als Forschung an einer Fachhochschule. Und da werden die Lücken, die in österreichischen Universitäten entstanden sind, doch schmerzlich spürbar.

30. Juli 2012


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