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Tourismusförderungen kürzen?

Dass in Österreich Sparen auf der Ausgabenseite angebracht ist, steht wohl außer Diskussion. Wo aber genau der Sparstift anzusetzen ist, ist nicht nur politisch, sondern gesamtwirtschaftlich ein äußerst heikles Thema. Nachfolgend einige Gedanken, wo in meinen Augen künftig Kürzungen Sinn machen und wo nicht.

Ulrike Reisner hat mit ihrem Beitrag Keynes’sches Versuchslabor eine spannende Diskussion rund um die staatlichen Eingriffe in Österreich entfacht. Franz Hartl hat in seinem Kommentar die Höhe der Wirtschaftsförderung für einige Bereiche gegenübergestellt und auf die Bedeutung von Tourismusförderungen v.a. in peripheren Räumen hingewiesen. An diese Diskussion möchte ich vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen aus der Praxis anknüpfen.

Tourismus-Hochburgen mangels Alternativen

Wie Franz Hartl richtig festhält, ist der Tourismus in manchen Alpentälern tatsächlich die einzige wirtschaftliche Perspektive: die - meist professionell agierenden - Monostrukturen sind durch die äußeren Umstände bedingt und eine grundsätzliche Entziehung von Unterstützungsleistungen wäre geradezu fatal. Andererseits sollten jene Gemeinden, die sich ausschließlich dem Tourismus verschreiben (müssen) nicht alleinige Nutznießer von Tourismusförderungen sein.

Zum Wert gemischt-strukturierter Gemeinden

In anderen, weniger touristisch geprägten Gemeinden mögen die Auswirkungen der Kürzung von Förderungen vielleicht weniger spürbar sein, sie würden aber all jene, die dort auf den Tourismus bauen, zumindest ebenso hart treffen. Auch gemischt strukturierte Gebiete sind das Resultat äußerer Rahmenbedingungen, und da das Ziel jeder Gemeinde das Wohlergehen seiner BürgerInnen ist, dürfen Gemeinden, die auf mehreren wirtschaftlich sinnvollen Standbeinen stehen, nicht bestraft werden. Der Tourismus liefert in zahllosen Gemeinden eine Differenzierung der Wirtschaft und der Arbeitsplätze sowie einen Beitrag zur Sicherung der Nahversorgung und des Freizeitangebots - und damit zur Lebensqualität. Gemischt-strukturierte Gemeinden beherbergen häufig auch die vor- und nachgelagerten Betriebe, die im Umfeld eines nachhaltigen und regionale Wertschöpfung generierenden Tourismus notwendig sind.

Beachtung der Schneeballeffekte von Förderungen

Fairness ist meiner Ansicht nach ein wichtiges Wort, wenn es um die künftige Verteilung von Fördermitteln geht. Doch wo die Grenzen ziehen? Projekte wie z.B. „Modellregionen für den österreichischen Tourismus“ haben gezeigt, dass die Vergleichbarkeit zwischen Regionen äußerst schwierig ist – aber gerade das macht ja unser Land und seine Tourismuswirtschaft so spannend für alle: für die Touristiker, die Politik und vor allem auch für unsere Gäste.

Ein wichtiger Maßstab für Fördermaßnahmen der Zukunft wäre für mich die Impulswirkung bzw. die Frage, ob von einer Förderung ein Schneeballeffekt ausgehen kann und wer konkret diese Schneebälle auffängt. Tourismus ist nämlich keinesfalls ein Allheilmittel bei der wirtschaftlichen Belebung von Räumen ohne jede touristische Tradition und / oder ohne spezifische Voraussetzungen für den Tourismus – auch wenn der Tourismus im Zielkatalog nahezu sämtlicher Konzepte für entwicklungsschwache Räume aufscheint. Es gibt genügend Beispiele, wo Fördermittel in den Sand gesetzt wurden, weil keine objektive Prüfung der Potenziale stattgefunden hat, die Frage nach privaten Folgeinvestitionen nicht ausreichend beantwortet wurde oder weil (partei)politisch motivierte Förderung um jeden Preis vergeben wurden.

9. Jänner 2012


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