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Lenkungsmaßnahmen bei Skitouren

Nach dem anhaltenden Schönwetter der letzten Tage und der Beruhigung der La-winensituation sind in die Hänge in den Tourengebieten mit Skispuren übersäht. Der seit Jahren anhaltende Skitourenboom entspringt dem Wunsch nach Bewe-gung in der Natur. Wichtige Treiber sind die alpinen Vereine und die Produzenten und Händler von Sportgeräten und Outdoor-Bekleidung. Letzteres zeigt sich ein-drucksvoll an der wachsenden Zahl von Markenstores für Outdoor-Produkte. In die gleiche Richtung weisen die Büchertische in den Buchhandlungen und die The-menplattformen im Internet.

Ausweitung der Aktionsräume und Verdichtung der Nutzung

Die Folge ist eine starke Zunahme der Nutzungsdichte im Freiraum. Tourenziele werden um ein Vielfaches häufiger frequentiert als noch vor Jahren, und mancher Gipfel ist als Skitourenberg überhaupt erst so richtig in Mode gekommen. Dank des perfekten Skimaterials, der hochwertigen Sicherheitsausrüstung und der tagesaktuellen Informationen über Routen, Wetter, Schneedeckenaufbau, Lawinensituation etc. wird bei geeigneten Verhältnissen jede noch so steile Rinne befahren und auf Websites, in Magazinen sowie in Guides für Free Ski oder Powder Ski dokumentiert. Dass räumliches Ausgreifen und zunehmende Nutzungsdichte im Naturraum zu Interessenkonflikten führen können, liegt auf der Hand.

Individuelle Lösungen für Interessenkonflikte

Bemühungen, diese Problematik speziell im Hinblick auf die Wildökologie und die forstlichen Belange im Bergwald in den Griff zu bekommen und mit allen Stakehol-der-Gruppen einvernehmliche Lösungen zu erarbeiten, sind allenthalben und schon seit Längerem im Gange. Dort, wo Lösungen nicht von oben her, sprich von der Landesebene, vorgegeben werden, sondern die Betroffenen vor Ort die Sache selbst in die Hand nehmen, werden Resultate erzielt, die den individuellen Erfor-dernissen gerecht werden. Über verschiedene Zugänge wird dasselbe Ziel erreicht. Hier zwei Beispiele aus Regionen, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Touristische Intensivregion

Das Brixental in den Kitzbüheler Alpen ist eine touristische Intensivregion, die neben dem Hauptgeschäft Pistenskilauf auch andere Wintersportarten ihre Aufmerksamkeit widmet. Hier wurde vor einigen Jahren ein bemerkenswertes Projekt zur Bewusstseinsbildung und Lenkung der Skitourengeher realisiert und nach dem Woipertouringer (http://www.woipertouringer.at/de/) benannt, einem Fabelwesen, das sich seit alters her um die Schonung der Natur kümmert. Den Anstoß gab das Netzwerk Naturraum Brixental, in dem auch der Tourismus vertreten ist. Ein Ziel des Netzwerkes ist es, die durch die Skitourengeher hervorgerufenen Belastungen für die Natur und die Wildtiere zu reduzieren. Die notwendige Lenkung der Skitourengeher erfolgt über gezielt gesetzte Infrastrukturmaßnahmen wie Parkplätze, Informationstafeln, Wegweiser und Checkpoints für Lawinensuchgeräte. Dazu kommen Informationsmateria-len zur Bewusstseinsbildung. Eine nach wissenschaftlichen Kriterien vorgenom-mene Evaluierung brachte positive Ergebnisse sowie wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Initiative.

Region mit geringer Tourismusintensität

Demgegenüber weist das Sellraintal mit Ausnahme des oben am Pass gelegenen Kühtai eine geringe Tourismusintensität auf. Das Tal besitzt kaum technisch geprägte Freizeitinfrastrukturen, ist aber dank der Fülle an Tourenmöglichkeiten in allen Schwierigkeitsgraden ein Paradies für Skitourengeher. Zudem haben die Freerider die Steilrinnen und verschneiten Felsflanken als herausfordernde Spielwiese entdeckt. Im Sellraintal haben sich Gemeinden, Jäger, Grundbesitzer, Vertreter des Tourismus und der alpinen Vereine an einen Tisch gesetzt, um Lösungen zur Beilegung bestehender und zur Verhinderung künftiger Konflikte zu suchen.

Auch sie folgten dem Motto "Lenken statt verbieten" und erarbeiteten für stark frequentierte Tourenziele eine interessante Lösung: Zur Lenkung der Skitourengeher nützen sie bestehende Strukturen wie Schneisen im Hochwald (u.a. die Folge von Windwürfen), die sie durch umsichtige Schlägerungen nachbessern. Das hat für die Tourenskifahrer den Vorteil, dass sie in dem meist steilen und mühsam zu begehenden Waldgürtel für den Aufstieg und die Abfahrt offene Flächen vorfinden. Ergänzend dazu kommen natürlich Markierungen und Wegweiser zum Einsatz. Lenkungsmaßnahmen betreffen aber nicht nur die Skitourengeher, sondern auch die Tiere, indem Wildfütterungen an ruhige Plätze abseits der Skitourenrouten verlegt werden.

Die Verantwortung der Touristiker

Unabhängig vom Entwicklungsstand und der Intensität des Tourismus ist den Ver-antwortlichen in beiden Regionen die Bedeutung des Skitourenlaufs für den Tou-rismus bewusst, sie wissen aber auch um die damit verbundene Problematik im Freiraum. Die beiden Beispiele zeigen, dass sich der Tourismus nicht allein auf die Bewerbung der Skitourengeher bzw. Outdoor-Sportler beschränken darf. Der Tou-rismus muss auch seinen Beitrag zur Bewusstseinsbildung leisten und dazu bei-tragen, dass bei der Wahrnehmung von Freizeitinteressen in der Natur Konflikte mit anderen Nutzungsinteressen weitestgehend vermieden werden.

16. März 2015


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