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Auch das ist Schweiz!

Meine telefonische Erkundigung nach dem Wetter bei der rund 50 km entfernten Kleinseilbahn wurde in freundlichem und gewinnendem „Schwiizerdütsch“ beantwortet: “Wir haben Nebel, die Sonne wird heute eher nicht mehr kommen, aber in der Höhe ist es angenehm zum Wandern.“ Alles hat gestimmt, und in diesem freundlichen Ton ging es dann auch weiter: beim Ticketkauf im Tal, beim Eintreffen am Berg, in der Gastronomie am Berg. Auf der Terrasse des kleinen Bergrestaurants sind mir sofort die mit Blumensträußen geschmückten Tische aufgefallen, ferner die hausgemachten Kuchen und die größere Zahl männlicher Akteure in Küche und Service, alle mit der Aufschrift „Männerriege Malans“ auf ihren Jacken. Das machte mich neugierig und ich beschloss, meine Bergtour hinauszuschieben, mich zunächst Kaffee und Kuchen zu widmen und mehr über das Geschehen rund um die Älplibahn Malans zu erfahren. Und das hat sich gelohnt!

Initiative zur Rettung der Kleinkabinenbahn

Die Bergbahn wurde 1941 in Betrieb genommen, um den Nachschub für die an der Grenze zum Deutschen Reich stationierten Schweizer Truppen sicherzustellen. 1945 wurde sie für den allgemeinen Personenverkehr freigegeben und 1980 drohte ihr wegen fehlender Rentabilität der Abbruch. Da entstand in der Bevölkerung eine breite Initiative zur Rettung der Älplibahn. Mit Unterstützung des Militärs und größerer Seilbahnunternehmen, vor allem aber dank tausender Stunden Fronarbeit konnte die Bergbahn 1982 wieder in Betrieb gehen.

Träger der Älplibahn, die eine stündliche Förderleistung von 32 Personen aufweist, ist eine Genossenschaft mit mehr als 500 Genossenschaftern, Betreiber ein Verein mit über 700 Mitgliedern, von denen sich etwa 250 aktiv in den Betrieb der Bahn und des dazugehörigen Bergrestaurants einbringen. Ihr Ziel, bei einer maßvollen Preispolitik die Bahn zu erhalten, haben sie erreicht. Und diese Aufgabe ist durchaus herausfordernd, ist die Älplibahn Malans mit 3,5 Kilometern Fahrbahnlänge nach wie vor eine der längsten Kabinenbahnen der Schweiz und gleichzeitig die einzige Bahn in unserem Nachbarland, die einen Höhenunterschied von 1200 Metern ohne Zwischenstation überwindet.

Betrieb auf der Basis von Freiwilligenarbeit

In den dreißig Jahren seit der Wiederaufnahme des Betriebs ist die Älpibahn zu einem wahren Generationenprojekt geworden und die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind zur „Älplifamilie“ zusammengewachsen, von denen einige  mehrstündige Anreisen in Kauf nehmen, um an Wochenenden oder im Urlaub ihren Dienst am Älpli zu tun. Die Zusammengehörigkeit ist auch äußerlich sichtbar in Form von Jacken, T-Shirts oder Mützen mit Älplibahn-Aufdruck.

Die Aufrechterhaltung einer Kleinkabinenbahn auf Basis von Freiwilligenarbeit und permanentem Betrieb vom Frühjahr bis in den späten Herbst hinein benötigt ein entsprechendes Reservoir an Mitarbeitenden, die in einem bestimmten Rhythmus ihren Dienst versehen. So umfasst z.B. die Gruppe der Maschinisten 45 und die Küchenbrigade 200 Personen, wobei letztere in Teams von sechs bis acht Personen für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. An Werktagen sind Pensionisten im Einsatz, an den Wochenenden die Mitglieder von Vereinen. Damit erklärt sich auch die Aufschrift „Männerriege Malans“ auf dem Rücken der Akteure, war am Wochenende meines Besuchs doch der Turnverein Malans an der Reihe.

Hohe Identifikation in der Bevölkerung

Die Älplibahn Malans ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine touristische Infrastruktur mit Freiwilligenarbeit und viel Herzblut betrieben werden kann, was einerseits eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit der örtlichen Bergbahn zur Folge hat und was andererseits dank der Freundlichkeit und Serviceorientierung der Mitarbeitenden und der moderaten Preise dem Gast einen spürbaren Mehrwert bringt.

24. Juli 2012


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